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Die Krankheit der schönen Seele

Author(s) / Creator(s)

Ebrecht, Angelika

Abstract / Description

Es wird erörtert, wie sich im späten 18. Jahrhundert am Begriff der schönen Seele aus moralphilosophischen und ästhetischen Theorien ein psychologischer Diskurs über die Weiblichkeit entwickelte, der den Frauen eine allgemeine und gleiche psychische Konstitution unterstellte. Vorstellungen von der schönen Seele fungierten als Medium, mit dessen Hilfe Frauen in die bürgerliche Gesellschaft psychisch eingebunden und zugleich sozial ausgegrenzt wurden. Dieses unerreichbare Idealbild fesselte nicht nur die Triebwünsche von Frauen, sondern auch die der Männer. Deshalb kann die schöne Seele als theoretisches wie psychosoziales Symptom gelten, in dem sich ein wenig tragfähiger Kompromiss der Konflikte zwischen psychischer Natur und Kultur symbolisierte. Dieser Symptomcharakter verschärfte sich in der zunehmenden Dämonisierung der weiblichen Psyche zur kranken Seele.

Persistent Identifier

Date of first publication

1992

Journal title

Psychologie und Geschichte

Volume

3

Issue

3/4

Publisher

Roland Asanger Verlag GmbH

Publication status

publishedVersion

Review status

peerReviewed

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Ebrecht, Angelika
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2017-06-14T09:11:29Z
  • Made available on
    2017-06-14T09:11:29Z
  • Date of first publication
    1992
  • Abstract / Description
    Es wird erörtert, wie sich im späten 18. Jahrhundert am Begriff der schönen Seele aus moralphilosophischen und ästhetischen Theorien ein psychologischer Diskurs über die Weiblichkeit entwickelte, der den Frauen eine allgemeine und gleiche psychische Konstitution unterstellte. Vorstellungen von der schönen Seele fungierten als Medium, mit dessen Hilfe Frauen in die bürgerliche Gesellschaft psychisch eingebunden und zugleich sozial ausgegrenzt wurden. Dieses unerreichbare Idealbild fesselte nicht nur die Triebwünsche von Frauen, sondern auch die der Männer. Deshalb kann die schöne Seele als theoretisches wie psychosoziales Symptom gelten, in dem sich ein wenig tragfähiger Kompromiss der Konflikte zwischen psychischer Natur und Kultur symbolisierte. Dieser Symptomcharakter verschärfte sich in der zunehmenden Dämonisierung der weiblichen Psyche zur kranken Seele.
    de_DE
  • Publication status
    publishedVersion
  • Review status
    peerReviewed
  • ISSN
    0935-0179
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.12034/74
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.561
  • Language of content
    deu
  • Publisher
    Roland Asanger Verlag GmbH
    de_DE
  • Is part of series
    Psychologie und Geschichte
  • Title
    Die Krankheit der schönen Seele
  • DRO type
    article
  • DFK number from PSYNDEX
    0063300
  • Issue
    3/4
  • Journal title
    Psychologie und Geschichte
  • Volume
    3
  • Visible tag(s)
    Version of Record